Op Atalanta

Gefährliche Gewässer

Die Piraterie bleibt für die Handelsschifffahrt ein virulentes Problem – doch die Hotspots haben sich verlagert. In welchen Regionen nun besondere Vorsicht geboten ist.

Das Internationale Schifffahrtsbüro (IMB) der Internationalen Handelskammer (ICC) meldet einen Anstieg von Piraterie-Angriffen und bewaffneten Raubüberfällen. 2020 waren es 195 – 33 mehr als im Vorjahr. Drei Schiffe seien gekapert, elf Schiffe beschossen, 20 Angriffsversuche erfolgreich abgewehrt und 161 Schiffe geentert worden.

Der Anstieg ist vor allem auf eine Zunahme von Piraterie-Angriffen im Golf von Guinea sowie auf eine wachsende Anzahl bewaffneter Raubüberfälle in der Straße von Singapur zurückzuführen. An der westafrikanischen Küste wurden insgesamt 130 Besatzungsmitglieder von Schiffen entführt. „Wir sind besorgt darüber, dass diese Region einen beispiellosen Anstieg der Entführungen von Besatzungsmitgliedern verzeichnet“, sagt IMB-Direktor Michael Howlett. Wie bedrohlich die aktuelle Situation ist, erläutert Howlett am 4. Februar auf der internationalen Konferenz für maritime Sicherheit und Verteidigung MS&D.

Verschobene Gefahrenzone

Sonst sind es vor allem somalische Piraten, die die Schifffahrt am Horn von Afrika bedrohen. Immer wieder entführen sie Schiffe, um Lösegeld in Millionenhöhe für Besatzung, Schiff oder Ladung zu erpressen. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Überfälle zwar deutlich zurückgegangen, doch vollständig ist die Gefahr noch nicht gebannt: Handelsschiffe werden hier deswegen regelmäßig von EU-Marineeinheiten der Anti-Piraterie-Mission „Atalanta“ eskortiert oder haben auf riskanten Routen bewaffnete Sicherheitsteams an Bord.

Das Problem an Afrikas Westküste: Einige Staaten wie Nigeria verbieten privates Wachpersonal auf Frachtschiffen, die durch die Hoheitsgewässer des Landes fahren. „Die Schifffahrt verlangt von den Anrainerstaaten schon seit langem, unbedingt mehr zu tun, um die Piraterie in ihren Gewässern nachhaltig zu bekämpfen. Doch offenbar sind diese Länder dazu de facto nicht willens oder in der Lage“, kritisiert Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verbands Deutscher Reeder (VDR). Er sieht hier auch die Politik in der Pflicht. „Die Europäische Union muss alles in ihrer Macht Stehende tun, um dieses Problem mit den Anrainerstaaten zu lösen. Wir steuern sonst geradewegs auf eine für die deutsche und internationale Schifffahrt dramatische Situation zu wie seinerzeit am Horn von Afrika.“

Die MS&D findet am 4. und 5. Februar im Rahmen der SMM DIGITAL statt.

Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich.

Informationen zum Programm gibt es hier

 

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