Am Dienstag ist die internationale Sicherheitskonferenz MS&D (Maritime Security & Defence Conference) erfolgreich zu Ende gegangen. Mit knapp 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus ganz Europa war die Veranstaltung im Internationalen Maritimen Museum Hamburg komplett ausgebucht. Im Zentrum stand die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Streitkräften bei der Beschaffung von Rüstungsgütern. „Das enorme Interesse an der MS&D zeigt, wie wichtig das Thema gerade im maritimen Sektor ist. Hier macht sich die verschärfte Sicherheitslage deutlich bemerkbar“, sagt Konteradmiral a.D. Karsten Schneider, Präsident des Deutschen Maritimen Instituts (DMI), das die Konferenz inhaltlich gestaltet hat.
Militärische Resilienz
Wie es um die Sicherheit in Europa insbesondere vor dem Hintergrund des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine bestellt ist, beleuchtete Admiral a.D. Joachim Rühle in seiner viel beachteten Keynote. Die akute Bedrohung zeige sich bereits in zahlreichen hybriden Attacken etwa in der Ostseeregion und erfordere wirksame militärische Gegenmaßnahmen.
Rühle, bis vor kurzem Chef des Stabes im Alliierten Hauptquartier SHAPE und damit einer der wichtigsten NATO-Offiziere: „Wir dürfen uns nicht länger auf wirtschaftliche Stärke allein verlassen. Europa muss sicherheitspolitisch handlungsfähig werden – mit verteidigungsbereiten Streitkräften, resilienter Infrastruktur und einer Industrie, die schnell liefern kann. Entscheidend ist, dass wir unsere Streitkräfte materiell zügig transformieren und die Beschaffungsprozesse radikal beschleunigen. Nur wenn Truppe, Politik und Wirtschaft gemeinsam Tempo aufnehmen, wird Europa bis 2029 wirklich verteidigungsfähig sein.“
Geballte Expertise
Das spannte den Bogen zum Thema Verteidigungsfähigkeit. Die lässt sich nach übereinstimmender Meinung der versammelten Expertinnen und Experten nur gewährleisten, wenn außer in Personalstärke auch im großen Stil in militärische Ausrüstung investiert wird. Deutschland und seine europäischen Verbündeten haben ihre entsprechenden Etats massiv und nachhaltig ausgeweitet. Doch wie bekommt man die PS schnell auf die Straße?
Besonders aufschlussreich war hier der Beitrag von Keynote-Speaker Norbert Blumenthal, Unterabteilungsleiter Rüstung III im Bundesverteidigungsministerium. Wohl kaum jemand kann die Facetten des Beschaffungswesens insbesondere im Marinebereich so fundiert analysieren wie er. Vor seinem Wechsel ins Bundesverteidigungsministerium war Blumenthal stellvertretender Abteilungsleiter See im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr in Lahnstein – einer zentralen Schnittstelle für die militärische Beschaffung.
„Die Bedrohungslage ist eindeutig – unsere Antwort muss eine Marine sein, die jederzeit einsatzbereit, technologisch überlegen und in ihren Fähigkeiten schnell anpassungsfähig ist“, betonte Blumenthal. „Dazu setzen wir auch verstärkt auf internationale Kooperation, um nicht nur die Interoperabilität mit unseren Partnern zu gewährleisten, sondern durch die Einführung und gemeinsame Nutzung möglichst identischer Systeme, Synergien in Logistik, Ausbildung und Weiterentwicklung zu schaffen. Um den aktuellen sicherheitspolitischen Herausforderungen zu begegnen, kommt es entscheidend darauf an, dass unsere industriellen Partner die beauftragten Systeme im Zeit- und Kostenrahmen und in der gebotenen Qualität liefern.“
Begeistertes Feedback
Hochkarätige Speaker, exklusive Einblicke – entsprechend positiv fällt das Resümee der Veranstalter aus: „Es gibt wohl europaweit kein Event, das so viele geballte Informationen aus dem Maschinenraum des militärischen Beschaffungswesens liefert. Die zweitägige MS&D Conference im September 2026 wird einen Blick auf das „global procurement“ werfen“, sagt Claus Ulrich Selbach, Vice President Exhibitions bei der Hamburg Messe und Congress.
Das war auch der Eindruck vieler Teilnehmerinnen und Teilnehmer. „Die MS&D Conference 2025 hat sich für SINN Power eindeutig gelohnt. Wir konnten gezielt mit Entscheiderinnen und Entscheidern aus Bundeswehr, EU und Industrie ins Gespräch kommen und wertvolle Einblicke in aktuelle Bedarfe gewinnen. Die Konferenz hat uns klare Orientierung gegeben und konkrete Anknüpfungspunkte für zukünftige Kooperationen geschaffen“, sagt Geschäftsführer Dr.-Ing. Philipp Sinn.
Ole Johannsen, CEO von Develogic, ergänzt: „Die MS&D ist nicht nur eine Fachkonferenz für maritime Sicherheit, sondern auch ein Ort, an dem sich die maritime Community in Hamburg und darüber hinaus vernetzt. Für uns ist der persönliche Austausch mit regionalen und internationalen Partnern entscheidend, um neue Sichtweisen kennenzulernen und gemeinsame Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft zu diskutieren. Hamburg als maritimes Zentrum bietet dafür die perfekte Bühne, denn hier entstehen Ideen, die die Branche voranbringen.“
Wie sich die Abläufe vereinfachen und beschleunigen lassen, war ebenfalls Gegenstand der Diskussionen auf dem Podium. Mehr Effizienz an den zentralen Schnittstellen zwischen Politik, Militär, Industrie und Dienstleistern gilt als eine entscheidende Voraussetzung, um Mittel gezielt einzusetzen und Projekte zügig umzusetzen. Dafür geht die Bundeswehr schon jetzt neue Wege in der Beschaffung und setzt auf schnelle Lösungen für aktuelle Herausforderungen in Zusammenarbeit mit dem Startup-Ökosystem und Innovatoren aus der Truppe. Sven Weizenegger, Leiter des Cyber Innovation Hub der Bundeswehr, und Flottillenadmiral Dirk Gärtner, Leiter der Abteilung Planung und Konzeption im Marinekommando, nannten dafür einige prägnante Beispiele aus der Praxis, machten aber auch deutlich, was alles noch verbessert werden muss, um die ambitionierten Ziele zu erreichen.
Erfolgreiches Netzwerken
„Die Veranstaltung hat den Nerv der Zeit getroffen“, resümiert Mitorganisator Konteradmiral a.D. Karsten Schneider. „Unsere klare Fokussierung auf Beschleunigung und moderne Beschaffungsprozesse hat genau die richtigen Zielgruppen zusammengebracht.“
Panels und Networking-Formate boten wertvolle Möglichkeiten, Vertreter der Streitkräfte und Unternehmen mit Interesse am Verteidigungsmarkt zusammenzubringen.
Mit Spannung blickt die Branche nun auf die nächste reguläre MS&D, die im kommenden September wieder im Rahmen der maritimen Weltleitmesse SMM stattfinden wird. „Ich bin mir sicher, dass wir bis dahin schon einige Schritte vorangekommen sein werden“, sagt Karsten Schneider.
Über die MS&D
Die MS&D – Maritime Security & Defence Conference ist Deutschlands einzige internationale Fachkonferenz für maritime Sicherheit und Verteidigung. Sie bringt hochrangige Vertreter aus Militär, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen und beleuchtet aktuelle sicherheitspolitische Herausforderungen, europäische Beschaffungsstrategien sowie technologische Entwicklungen – von unbemannten Systemen bis hin zu Dual-Use-Innovationen. Die MS&D ist als Konferenzformat fest im Rahmen der SMM verankert – der internationalen Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft, die vom 1.bis 4. September 2026 in Hamburg stattfinden wird. Mit der MS&D Special 2025 wurde die Konferenz erstmals als eigenständige Veranstaltung außerhalb des Messekontexts ausgerichtet – fokussiert, kompakt und mit besonderem Schwerpunkt auf die europäische Beschaffung.





