Corona als Turbo-Booster für die Schifffahrt: Dieses Bild zeichnet auch die aktuelle Reeder-Umfrage des Beratungsunternehmens Pricewaterhouse Coopers (PwC) nach: 91 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Pandemie diesen Trend weiter forciert. Die verstärkte Digitalisierung wird als eine offensive Reaktion auf die Krise gesehen.
Besonders gut aufgestellt ist hier bereits die weltgrößte Linienreederei Maersk. Die Dänen haben auf ihren 275 Containerschiffen 2800 Sensoren installiert, die monatlich 30 Terabyte Daten übertragen. Durch die Auswertung dieser Informationen kann Maersk den Betrieb der Flotte optimieren – und spart so bis zu 20 Millionen Dollar Kraftstoffkosten im Jahr ein.
Alle von Bord
Die Radarsysteme, Sensoren und Kameras sollen jedoch nicht nur die Performance der Schiffe verbessern – sie können ihnen in absehbarer Zukunft helfen, selbstständig über die Meere zu schippern. Schiffe ohne Besatzungen: Was vor nicht allzu langer Zeit als abstrakte Vision galt, wird dank Künstlicher Intelligenz nun zur Realität. Bereits 2017 testete die maritime Sparte von Rolls-Royce (heute Teil von Kongsberg) im Hafen von Kopenhagen erfolgreich den weltweit ersten ferngesteuerten kommerziellen Schlepper. Entlang der norwegischen Küste soll künftig die vollelektrische „Yara Birkeland“ autonom fahren. Die Vard-Werft hat das auf 120 TEU ausgelegte Containerschiff bereits ausgeliefert, einen Start-Termin gibt es noch nicht.
Geht es jedoch um längere Strecken, die autonom zurückgelegt werden sollen, ist die Lage wesentlich komplexer. Weit fortgeschritten ist das Projekt „Mayflower Autonomous Ship“ (MAS). Im April soll das autonome Schiff komplett unbemannt den Atlantik überqueren. MAS verfügt über eine ausgeklügelte Software, die Daten von 30 Bordsensoren und sechs Kameras verarbeitet. Befehle nimmt es von Land aus entgegen. „Das Besondere ist: Dieses Seeschiff kann eine lange Strecke zurücklegen. Die meisten bisherigen unbemannten Schiffe waren nur für kurze Distanzen vorgesehen – das ist ein signifikanter Fortschritt", sagte Fredrik Soreide, Projektleiter bei ProMare. ProMare ist einer der Partner des Projekts. Federführend ist das IT-Unternehmen IBM.
Das Thema Künstliche Intelligenz steht bei mehreren Vorträgen auf dem Maritime Future Summit im Fokus. Mehr Infomationen zum Programm gibt es hier. Die hochkarätig besetzte Fachkonferenz findet am 2. Februar im Rahmen der SMM DIGITAL statt.
Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Programm Maritime Future Summit
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Autonomes Schiff “Mayflower“ startet
Foto: Tom Barnes for IBM