SMM Maritime Industry Report - Schifffahrt: Skepsis bremst Fortschritte beim Klimaschutz SMM 2024 macht mit wegweisenden Innovationen Tempo

Bis 2050 will die globale Schifffahrt klimaneutral unterwegs sein – eine gewaltige Kraftanstrengung. Der SMM Maritime Industry Report (MIR) 2023 zeigt: Noch ist nicht klar, welche Antriebstechnologie das Rennen macht. Während viele Reeder noch abwarten, haben Werften und Zulieferer bereits innovative Lösungen für mehr Effizienz und Klimaschutz parat. Die Weltleitmesse SMM im September 2024 in Hamburg bringt die Akteure zusammen und bietet die Chance, die Entwicklung zu beschleunigen.

Keine Frage: Die Dekarbonisierung ist in den nächsten Jahren das bestimmende Thema auch für die maritime Wirtschaft. Schließlich verlangt die Internationale Maritime Organization (IMO), dass Schiffe um das Jahr 2050 klimaneutral unterwegs sein sollen – eine Forderung, die weltweit schätzungsweise 90.000 Einheiten betrifft. Längst nicht alle Verantwortlichen in der Branche halten das Ziel allerdings für erreichbar. Das zeigt der aktuelle SMMMaritime Industry Report, den die Hamburg Messe und Congress in Auftrag gegeben hat. Demnach bezweifeln 46 Prozent der befragten Reeder, dass die IMO-Ziele im vorgegebenen Zeitraum umzusetzen sind – auf einem ähnlichen Niveau bewegt sich die Skepsis bei Werften und Zulieferern. Die Gründe sind vielfältig. Während die Reeder in erster Linie einen Mangel an alternativen Brennstoffen und der passenden Technologie beklagen, fehlt es den Werften insbesondere an Investitionsbereitschaft der Schifffahrtsunternehmen. Und für die Zulieferer sind es vor allem hohe Kosten, die einem Erfolg entgegenstehen. „Der SMM Maritime Industry Report 2023 offenbart eine gewisse Ratlosigkeit der maritimen Wirtschaft, welche Antriebstechnologie sich durchsetzen und welcher alternative Treibstoff auch in ausreichendem Umfang angeboten werden kann“, sagt Claus Ulrich Selbach, Geschäftsbereichsleiter Maritime und Technologiemessen bei der Hamburg Messe und Congress. Umso wichtiger sei eine Teilnahme an der SMM im kommenden September, die neueste Entwicklungen, gangbare Wege zur Dekarbonisierung und entsprechende marktreife Produkte präsentiert. 

 

Erster Schritt: mehr Effizienz

Doch trotz weit verbreiteter Zweifel am Timing der IMO-Ziele: Die Branche arbeitet intensiv an Maßnahmen, um die Emissionen von Schiffen zu reduzieren. So planen 77 Prozent der befragten Reedereien entsprechende Investitionen – sechs Prozentpunkte mehr als in der letzten MIR-Umfrage 2021. Im Vordergrund stehen dabei technische Verbesserungen an den Schiffen (76 Prozent). Das betrifft analog zum letzten MIR zu zwei Dritteln die Umstellung der Motorentechnik. Deutlich wichtiger geworden sind der Austausch von Antriebs- bzw. Propellersystemen mit 53 Prozent (2021: 30 Prozent) und die Digitalisierung mit 48 Prozent (2021: 35 Prozent). Dabei geht es etwa um Flottenmanagement und Fernüberwachung der Schiffsperformance. „Unabhängig von der Frage, welchen Kraftstoff wir in Zukunft nutzen werden, kommt es darauf an, möglichst wenig zu verbrauchen“, sagt Hauke Schlegel, Geschäftsführer VDMA Marine Equipment and Systems. Das Thema Effizienzsteigerung sei bei weitem noch nicht ausgereizt.

 

Umschwung beim Thema Treibstoff

Ein Schlüsselfaktor für das Erreichen der Klimaziele bleibt aber ein geeigneter, idealerweise in Zukunft klimaneutral hergestellter Treibstoff. Hier hat es gegenüber der letzten Umfrage deutlich Bewegung gegeben: Eindeutig auf der Gewinnerspur ist Methanol, das bei den Reedern mit 46 Prozent für künftige Investionen mit Abstand an der Spitze liegt – 2021 hatten den Treibstoff lediglich 13 Prozent favorisiert. Hier dürften die jüngsten Neubau-Orders der weltweit zweitgrößten Container-Linienreederei Maersk, aber auch der große Auftrag für den Motorenhersteller MAN ES zur Nachrüstung von bis zu 60 Aggregaten für den Einsatz von grünem Methanol eine Rolle spielen. Demgegenüber verlor Flüssigerdgas (LNG) mit 25 Prozent (2021: 35 Prozent) spürbar an Boden. Mit 37 Prozent unverändert hoch im Kurs stehen bei den Reedern dagegen hybride Technologien, also etwa die Kombination von konventionellen und batterielektrischen Antrieben. Ammoniak konnte auf 18 Prozent (2012: 14 Prozent) zulegen; der Zuwachs ist bei den befragten Werftvertreterinnen und -vertretern noch größer (von 12 auf 27 Prozent). Neben hybriden Lösungen (57 Prozent) zählt hier auch Wasserstoff (41 Prozent) zu den Favoriten. Bei den Zulieferern ergibt sich ein ähnliches Bild.

 

Gemeinsames Handeln gefragt

Dass Umweltschutz und Nachhaltigkeit die wichtigsten Themen der Branche bleiben werden, findet die weit überwiegende Mehrheit der Befragten: Der Aussage stimmen wie vor zwei Jahren 85 Prozent der Befragten aus der Werftindustrie zu. Bei den Zulieferern stieg der Wert gegenüber der Umfrage von 2021 sogar um 17 Punkte auf 86 Prozent. Die Reedereien sind hier auf der gleichen Linie: „Wir haben uns vorgenommen, bis 2050 klimaneutral unterwegs zu sein. Viel Zeit bleibt nicht mehr. Wir müssen die Kräfte aller maritimen Akteure bündeln, damit die Transformation der Schifffahrt zu einem klimaneutralen Verkehrsträger gelingt“, sagt VDR-Präsidentin Dr. Gaby Bornheim. Die Branche müsse aber auch „über die Schifffahrt hinausblicken“, fordert Knut Ørbeck-Nilssen, Vorstandsvorsitzender des Klassifikations- und Beratungsunternehmens DNV Maritime. Das gelte insbesondere für die Energieerzeuger und -versorger, von denen große Mengen an erneuerbaren Energien für die Herstellung umweltfreundlicher Kraftstoffe erwartet würden. Denn ob am Ende Methanol oder Ammoniak im Tank der Schiffe landen – es wird darauf ankommen, dass solche E-Fuels „grün“, also mit erneuerbarer Energie produziert werden. „Die Technologie für eine klimafreundliche Schifffahrt ist da. Was fehlt, sind die entsprechenden Investitionsentscheidungen“, sagte Klaus Deleroi, Vorstandschef des Schiffsgetriebespezialisten Reintjes.

 

SMM als Katalysator

Die SMM 2024 bringt die entscheidenden Player aus Politik, Wissenschaft und maritimer Wirtschaft zusammen. Damit schafft die Weltleitmesse eine der Voraussetzungen für die maritime Energiewende. „Der SMM MIR zeigt: Wir haben in der Branche kein Erkenntnisproblem. Es kommt jetzt darauf an, ins Handeln zu kommen“, sagt Christoph Lücke, Director Maritime Fairs bei der Hamburg Messe und Congress. Lücke ist sicher, dass die SMM im kommenden September dafür die entscheidende Plattform ist und wichtige Impulse und Leitplanken für die Erreichung der Ziele liefern kann – mit zahlreichen Ideen und Innovationen für eine umweltfreundliche und langfristig klimaneutrale Schifffahrt.    

 

Über SMM Maritime Industry Report

Das Marktforschungsinstitut Mindline hat für den SMM MIR im Mai/Juni 2023 mehr als 1000 Entscheiderinnen und Entscheider aus 71 Ländern befragt. Sie repräsentieren das Spektrum der ausstellenden Unternehmen und Fachbesucherinnen auf der SMM.  

Die Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft findet vom 3. bis 6. September 2024 in Hamburg statt. Rund 2.000 Aussteller sowie über 40.000 Besuchende aus mehr als 100 Ländern werden erwartet. Die SMM deckt in elf Hallen die komplette Wertschöpfungskette der Branche ab, bringt Führungskräfte aus allen Teilen der Welt zusammen und ist die Plattform für Innovationen. Im Fokus der 31. SMM stehen die maritime Energiewende, die digitale Transformation und der Klimawandel. Die Messe wird von hochkarätig besetzten Fachkonferenzen flankiert.

Kontakt

Nele Bruns
PR Manager SMM, MARINE INTERIORS
T. +49 40 3569-2439
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